Wie komme ich zu dieser Überschrift, wirst du dich vielleicht fragen.


Nun, im Moment habe ich im beruflichen Kontext mit Menschen zu tun, die in einer Ausnahmesituation sind. Sie alle haben sich in eine stationäre Behandlung begeben, weil sie mit ihrer psychischen Situation alleine und zu Hause nicht mehr zurechtkommen.

Die Auslöser dafür sind sehr unterschiedlich. Alle sind aber an einem Punkt, wo der Körper nicht mehr mitmacht und sich in Streik begibt – er kann nicht mehr. Einige dieser Menschen fühlen sich nicht mehr und verletzen sich selbst, um wieder die Anbindung an ihren Körper zu bekommen.

Es ist einerseits erschreckend, wie jung manche von ihnen sind, andererseits gibt es dort Menschen in jedem Lebensalter. Keiner von uns ist gefeit davor, in eine solche Situation zu geraten.

Wie versucht man zu helfen? Natürlich mit Gesprächs- und Gruppentherapien, Gestalt- und Musiktherapie und vielem mehr.

Und jetzt komme ich zu meiner Überschrift: Es gibt eine Achtsamkeitsgruppe. Zuerst konnte ich wenig damit anfangen. Wozu denn Achtsamkeit bei solchen Krankheitsbildern, die haben doch wahrlich andere Probleme, als z. B. 5 Minuten an einer Erdbeere zu essen? Doch nach einiger Zeit wurde mir klar, wie wichtig es ist, achtsam zu sein, sich bewusst auf etwas einzulassen, in dem einen Moment ganz bewusst mit allen Sinnen Dinge zu tun und dadurch ganz ins Fühlen, Spüren und Erleben zu kommen.

Ich habe mich dann gefragt: Wie ist das denn bei mir so?

Oder anders gefragt: Wie ist es denn bei dir so?

Wie oft sind wir achtsam in unserem Tag? Wie oft machen wir drölfmillionen Dinge gleichzeitig und alle mal eben schnell? Wie oft konzentrieren wir uns wirklich nur auf eine Sache und das ganz bewusst?

Mir fielen da persönlich nicht viele ein. Ich bin auch eher ein „Mal-eben-schnell-Typ“.

Richtig achtsam bin ich jedoch beim Brotbacken – von Beginn an: vom Bereitstellen der Utensilien über das Abwiegen des Mehls, die Verarbeitung des Teiges bis hin zum fertigen Brot. Die ganze Zeit bin ich mit allen Sinnen und meiner gesamten Aufmerksamkeit beim Tun.

Und weißt du was? Das entspannt und entschleunigt mich. Weil da ist nix mit eben mal schnell. Der Teig gibt die Zeit vor. Ich kann nichts beschleunigen oder abkürzen. Wenn ich das tue oder versuche, geht’s halt in die Grütze. Das gewünschte Ergebnis, nämlich ein tolles Brot, stellt sich nicht ein. Und dann ärgere ich mich. Es hat ein bisschen gedauert, bis ich´s kapiert habe, und auch einige Versuche, die eben nichts geworden sind.

Doch auch das war ein Prozess. Ein Lernprozess, für den ich dankbar bin. Nur wer Fehler macht, kann lernen etwas zu verbessern.

In diesem Sinne, möchte ich dich zu achtsamem Brotbacken animieren oder, wenn du nicht backen möchtest, such dir eine andere Möglichkeit zum achtsamen Tun. (Man kann auch achtsam Fenster putzen, habe ich mir sagen lassen ...).

Ich mache allerdings lieber etwas, was mir auch Spaß macht.

Mit backfreundlichen Grüßen

Deine Birgit

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