Von El Paraiso Verde aus organisiert RelJuv Tours Reisen in die verschiedensten Gegenden Paraguays und die Nachbarländer.
Diese Reise führte uns mit einem Zwischenstopp in Asuncion nach Neuland und Filadelfia, in den Chaco.
Asuncion zur Zeit der Lapacho-Blüten
Der Chaco ist der nördliche Teil von Paraguay, wo bis 1927 kaum Europäer und nur wenige Indianer wohnten.
Dort ist es im Sommer sehr heiß und den größten Teil des Jahres trocken.
Wasservorräte gibt es zwar unterirdisch, aber wenn man Pech hat, sticht man in einen unterirdischen Salzwassersee.
Es haben dort früher nur wenige Indianerstämme als Nomaden gelebt.
Sie haben sich von den Früchten und der Jagd im Urwald ernährt. Der Urwald, in dieser Gegend durch Buschwerk gekennzeichnet, hatte auch große Wildkatzen wie Pumas und Jaguare, so dass das Leben doch schon sehr gefährlich war.
Die Familien waren meist sehr klein, oft nur 1 Kind, weil sie mehr nicht ernähren konnten.
Diese Flaschenbäume sind charakteristisch für den Chaco
Durch die spanischen Eroberer stand Paraguay 1537 bis 1811 unter der Krone des spanischen Königs.
Am 14.Mai 1811 erklärte Paraguay seine Unabhängigkeit.
Als Landessprache gelten heute Spanisch und Gurani, was die meisten Einheimischen jetzt sprechen.
Der Chaco ist ein riesiges Gebiet so groß wie halb Europa und war für die spanischen Eroberer nicht interessant.
Das änderte sich, als man im Chaco Erdöl und Zinkvorkommen entdeckte.
Im so genannten Tripl-Allianz-Krieg von 1864–1870 gegen Argentinien, Brasilien und Uruguay verlor Paraguay rund 75 % seiner Bevölkerung.
Es blieben nur 120.000 Einwohner übrig und dies waren Frauen, Kinder und Kriegsverletzte.
Außerdem annektierten die Sieger etwa 50 % des paraguayischen Staatsgebietes und hielten das Land bis 1876 besetzt.
Paraguay verlor damit seine wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und seinen Wohlstand. Bis zu diesem Krieg galt es als reichstes Land Südamerikas.
es gab die Redewendung "reich wie ein Paraguayer"
Die Frauen mussten das Land mühsam wieder aufbauen und von ihnen wurde erwartet, dass sie 15 Kinder das Licht der Welt schenkten.
Von den Paraguayern wollte niemand freiwillig in den Chaco ziehen. Es gab keine Straßen und nur eine Eisenbahnlinie, die bis ca. 50 km vor dem Chaco aufhörte.
Paraguay hat deshalb 1927 das Land für Einwanderer geöffnet, um ihre durch Kriege stark dezimierte Bevölkerung wieder zu verstärken. Es gab Zeitungsannoncen und Radiowerbung in allen europäischen Ländern, dass Paraguay einen guten Start in ein neues Leben anbieten kann.
Mit der Öffnung des Landes für Einwanderer gab es mehrere Einwanderungswellen.
Besonders ausgeprägt sind jene der Glaubenmsgemeinschaft der Mennoniten. Diese praktizieren die Erwachsenen-Taufe und wurden in Folge der Reformationsbewgung (Luther, Zwingli usw.) und der Gegenreformation sehr verfolgt.
Sie verlangten das Recht, ihre Kultur, ihre eigenen Schulen, ihren Glauben in deutscher bzw. plattdeutscher Sprache auszuüben und die Befreiung vom Wehrdienst.
ihr Motto lautete: "Arbeite und bete".
Zunächst gewährte ihnen Preußen Asyl im Bereich der Weichselmündung. Diese machten sie erfolgreich urbar und wurden dort wirtschaftlich sehr erfolgreich.
Dann wurde ihnen verboten, weiteres Land zu kaufen.
In dieser Zeit gab es ein attraktives Agebot der Zarin Katharina die Große: Ländereien im Donbas, im Süden Russlands.
Auf der Karte sind die gewaltigen Wanderungsbewegungen gut nachvollziehbar.
Um 1880 gab es eine erste Wanderungsbewegung von dort nach Canada.
Als Canada nach dem ersten Weltkrieg in der Schule die deutsche Sprche verbot, suchten sie einen Ausweg und fanden ihn in Paraguay.
Mit der Revolution in Russland und im Verlauf des zweiten Weltkrieges gab es weitere Wanderungsbewegungen.
Paraguay war froh über die deutschsprachigen Mennoniten, weil sie sehr fleißig waren, viele Kenntnisse und Fertigkeiten mitbrachten und das unwirtliche Land im Chaco unter unsäglichen Belastungen aufbauten und besiedelten.
Zum Glück haben diese Siedler ihre Geschichte sehr gut dokumentiert und für die Nachwelt in faszinierenden Museen sehr anschaulich aufbereitet.
Ein Besuch ist unbedingt zu empfehlen!!
Es ist auch ein Segen, dass man heute noch mit Zeitzeugen sprechen kann.
Die Chaco-Rose
Dieses Denkmal symbolisiert sehr eindrucksvoll die Mühen der ersten Siedler.
High-Tech der Gründungsjahre: Die erste Dampfmaschine!
In den Museen wird mit sehr viel Liebe zum Detaille versucht, einen Einblick in die Situation der Gründergeneration zu geben.
Dieses Bild unten zeigt den Wiederaufbau eines Hauses der ersten Generation.
Wenn man die klimatischen Bedingungen kennt, kann man erahnen, wie herausfordern diese Zeiten waren...
Das Museum der Chortitzer (oben) und das gegenüberliegende Kulturzentrum (unten)
Heute haben die Mennoniten große Firmen gebaut, die ganz Paraguay mit Milchprodukten beliefert, moderne Straßen gebaut und geben vielen Menschen Arbeit.
Darunter auch viele Indianern.
Wir haben uns diese spannende Geschichte dort angesehen. Sie haben moderne Städte, Museen und Sehenswürdigkeiten. Wie haben sehr gestaunt, was sie innerhalb von 100 Jahren dort geschafft haben.
Sie haben aus einer unwirtlichen Gegend mit Busch und Urwald große Siedlungen aufgebaut, Lebensstandard dorthin gebracht und betreiben große Ausbildungszentren auch für die Indianer.
Es war sehr beeindruckend, diese Entwicklung zu sehen.
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